…und wenn man mich nach der langen Auszeit fragt…?
Ein Burnout wird oft als Schiffbruch begriffen. Wie gehe ich beim Neustart damit um?
Fragt der Personaler: „Sie haben eine Lücke im Lebenslauf.“ Antwortet der Bewerber: „Ja, war geil!“ – leider passt dieser selbstbewusste Witz kaum in den Kontext eines überwundenen Burnouts. Wie gehe ich als Bewerber mit dieser Erfahrung um? Wie formuliere ich das in meinen Lebenslauf oder beschreibe meinen Wieder- oder Neueinstieg nach dieser Erfahrung? Und wie vermeide ich peinliche Situationen?
Die Antworten auf diese Fragen sind wenig standardisierbar, doch eine Vorbereitung auf genau diese Themen ist für Bewerber eine echte Hilfe. Authentizität und eine klare Sicht auf die eigene Burnout-Erfahrung hilft, die passende Formulierung zu finden und vorbereitet zu sein auf eine der schwierigsten Situationen nach längerer Auszeit.
Wiedereinstieg oder kompletter Neuanfang
Gehe ich wieder zurück in die alte Arbeitsumgebung, werde ich höchstwahrscheinlich mit alten Verhaltensweisen und Kulturen konfrontiert werden. Selten gehen Kollegen davon aus, dass ein veränderter Mensch zurück kommt. Ein Mensch, der ausgebrannt war, ist davon geprägt und wird nach dieser Erfahrung manche ungesunden Alltäglichkeiten schneller als „brandgefährlich“ interpretieren als andere. Dieser „Brandmelde-Mechanismus“ kann eine Chance für alle sein – die Chance in gesunde Veränderung zu gehen. Hierzu bedarf es Klarheit und Mut des Wiedereinsteigers. Nicht mit voller Kraft voraus einsteigen, sondern behutsam Fahrt aufnehmen. Hierbei helfen das Hamburger Modell sowie ein transparenter und konstruktiver Austausch mit Vorgesetzten, Personalverantwortlichen und den Kollegen.
Offenheit und Klarheit birgt auch die Chance andere Kollegen vor ungesunden Burnout-Fallen zu schützen. Nutzen Sie Ihre Erfahrung, teilen Sie diese mit Führungskräften und Kollegen – seien Sie achtsam und werten Sie Ihren Burnout als Schatz – ein Schatz zugunsten eines gesundheitsförderlichen Miteinanders im Team.
Anders ist der Einstieg in ein komplett neues Arbeitsumfeld. Hier gilt es, die Fallstricke des eigenen Burnouts genau zu kennen und mit realistischen Zielen, bewusster Wahl der Position und der Unternehmenskultur vorzugehen. Ein Downshifting – also eine reduzierte Verantwortung oder ein etwas weniger stressiges Arbeitsumfeld können das „Zurückfallen“ auf bisherige Antreiber reduzieren und schützt vor einer Wiederholung der Burnout-Erfahrung. Schützen Sie sich und prüfen Sie für sich neue Arbeitsmodelle und -Formate vor Ihrem Neueinstieg. Muss es wieder Vertrieb sein oder wäre Ihre Kompetenz auch in der Entwicklung gefragt? Was macht Sie aus, und wie können Sie Ihre gute Energie sinnvoll und wohl portioniert einsetzen? Klären Sie diese Fragen vor Ihrer Bewerbung und prüfen Sie daraufhin die Stellenausschreibungen und die Unternehmen. Diese Vorbereitung erleichtert Ihnen die Argumentation in Ihrem Bewerbungsgespräch. Wer sich vorher klärt, kann auch klare Antworten liefern. Darüber hinaus steigert es Ihr Selbstvertrauen und auch das Vertrauen Ihres möglichen nächsten Arbeitgebers in Sie.
Alternative Denkmuster und Handlungsoptionen
„Ich hatte einen Knall- musste in Behandlung. Psycho eben!“ So oder ähnlich klingen die Sätze der Betroffenen, die noch Sicherheit brauchen für ihren neuen Weg. Das tiefe Tal ist geschafft und das Leben normalisiert sich – es macht wieder Spaß und man will wieder Verantwortung im beruflichen Kontext. Das Ego ist jedoch angekratzt und alte Denkmuster bringen ein ungutes Gefühl mit sich. Wer sich als „Psycho“ bezeichnet und dabei peinlich berührt oder cool überspielt, darf noch etwas lernen und seine Denkmuster verändern. Coaching in Veränderung ist hier keine Grunderneuerung des Charakters. Das wäre fatal! Coaching in Veränderung bedeutet, zum bisherigen Denken weitere Denkoptionen hinzuzufügen.
Coaching klärt: Was hilft und was hindert? Wo sind Potentiale, die gut tun und es mir leichter machen? Und was darf ich einfach auch mal sein lassen? Unser ganz persönlicher Erfahrungsspeicher hat noch Platz für gute Alternativen!
Sinnkrise oder der Sinn einer vorausgegangenen Krise
Sinnkrisen begleiten jedes Burnout. Der Sinn dieser Krisen und das Persönlichkeitswachstum bieten Perspektiven. Wer sich diesen Effekt vor Augen hält und sich mit sich selber auseinanderzusetzen bereit ist, kann wachsen.
Schauen Sie sich die Helden unserer Kinowelt an. Hollywood arbeitet mit diesem Entwicklungsmodell tagtäglich. Ohne Krise gibt es kein Happy End. Genießen Sie Ihre Erfahrung und klopfen sie sich auf die Schulter. Ich durfte das lernen! Meine Lebensqualität ist gestiegen. Bei aller Emotionalität ist das auch ein rationaler Mehrwert für Sie, Ihre Familie und Ihren Arbeitgeber!
Welche Erfahrungen durften Sie machen? Haben Sie Fragen zu Ihrem Neu-/Wiedereinstieg, dann schreiben Sie mir. Ich freue mich auf Ihre Nachricht.
Ihre
Gerdy Schmidt-Meuter
weitere Themenbereiche der ideen-meuterei
- Netzwerken in CoCreaton-Zeiten – konsumieren vs. gestalten
- Berufliche Veränderung – so wie jetzt will ich nicht weitermachen!
- Führung – wieso denkt hier eigentlich keiner mit?
- Firmen-Events – Konzepte für intelligente Events mit nachhaltiger Wirkung
Mein Name ist Gerdy Schmidt-Meuter und ich bin Kapitän der ideen-meuterei. Authentisch, klar und dialogorientiert begleite ich Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen. Hierbei unterstütze ich bei der inhaltlichen und organisatorischen Gestaltung von nachhaltigen, intelligenten Veranstaltungsformaten und coache Einzelpersonen und Teams in (Selbst-)Führung und Kommunikation in stürmischen Zeiten oder bei Flauten.
Ich freue mich über Ihre Reaktion zu diesem Text! Kontaktieren Sie mich gerne per Mail ahoi@ideen-meuterei.de oder schauen Sie auf meiner Website vorbei www.ideen-meuterei.de